Monday, September 8, 2014

Counselling, Outreach, Theater, ein Überfall und Freizeitspaß

Über 3 Wochen bin ich nun schon in Hillbrow. Viel ist in den letzten zwei Wochen passiert. Ich versuche einfach mal die wichtigsten Ereignisse zusammenzufassen.

Im Moment arbeiten wir noch in verschiedenen Projekten der Outreach Foundation, da wir uns noch nicht entschieden habe, wo genau wir das Jahr über arbeiten wollen.
Sehr interessant war das Counselling. Das ist die Arbeit mit drogenabhängigen Jugendlichen und Erwachsenen. Drogen sind hier sehr billig und weit verbreitet. Das gilt vor allem für Nyaope (eine Mischung aus Marihuana, Heroin, Rattengift und anderen Stoffen). Mit dem Leiter des Counsellings haben wir besprochen, wie man vorgeht, wenn man Drogenabhängige aus dieser Umgebung herausholen und aus der Sucht befreien will. Zunächst wird geredet, um festzustellen, was das Problem und die Geschichte dahinter ist. Man versucht, den Abhängigen Mut zu machen und bestärkt sie darin, eine Therapie anzufangen. Schließlich sucht man noch einen Ort, wo sie wohnen können. Man wird nämlich nie aus der Sucht herauskommen, wenn man seine bezüglich Drogen sehr einflussreiche Umgebung nicht verlässt.
Anschließend waren wir noch bei Hotspots der Obdachlosen. Leider ist es dort sehr dreckig. Toiletten gibt es nicht und was das zur Folge, hat kann man sich ja denken. Drogen werden dort ständig konsumiert und so kommt es auch mal vor, dass manche handgreiflich werden und aufeinander losgehen. Denn diese Mixtur betäubt nicht nur, sondern kann auch aggressives Verhalten provozieren. Als wir bei dem Spot waren, wollte gerade eine Frau mit einer zerbrochenen Glasflasche eine andere Frau angreifen. Zum Glück wurde sie durch andere davon abgehalten.
Es ist eine sehr spannende, aber auch nervenraubende und manchmal auch frustrierende Arbeit, die sehr viel Kraft kosten kann.

Von Donnerstag (25.08.) bis Samstag (06.09.) war ich im Theater eingesetzt, denn das Inner City Highschool Drama Festival stand an und unsere Hilfe wurde gebraucht. Nach dem Saubermachen und Bilder aufhängen am Donnerstag ging es Freitag dann endlich los. Es traten vergangene Woche insgesamt 30 Schulen mit ihrer Theatergruppe auf. Das Festival ist ein Entwicklungsprogramm, bei dem verschiedene Missstände und Probleme Südafrikas thematisiert und auf lustige, ernsthafte oder emotionale Weise dargestellt wurden. Leider waren so gut wie alle Stücke teilweise auf Zulu, so dass es für uns unmöglich war, den gesamten Inhalt zu verstehen. Und ausgerechnet die Witze wurden nicht auf Englisch präsentiert. Das war etwas schade, aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen, diese  kreativen Performances mitzuverfolgen. Super war außerdem, dass ich mit der Jury zusammenarbeiten durfte. Ich hatte die Aufgabe, ihre Wertungen in eine Excel-Liste zu tippen und auszuwerten. Die Jury bestand aus sehr bekannten südafrikanischen Schauspielern, Moderatoren und Theaterregisseuren. Manche spielen in TV Serien mit oder einer ist Regisseur im bekannten Market Theatre in Johannesburg. Diese trafen wir auch noch auf einer Feier und kamen mit ihnen ins Gespräch.
Am meisten fasziniert haben mich aber die Themen und Fragen, die die verschiedenen Theaterstücke präsentierten. Es ging um Korruption, die eines der größten Probleme in diesem Land ist (Zitat: "Corruption is the price we pay for our democracy" - Korruption ist der Preis, den wir für unsere Demokratie zahlen). Denn die Polizei lässt für Geld Verbrecher gehen oder Politiker stecken mit großen Unternehmen unter einer Decke, lassen es sich gut gehen und das Volk muss beispielsweise viel Geld für Nahrungsmittel zahlen.
Weiterhin ging es um Vergewaltigungen, Homosexualität und interkulturelle Begegnungen. In Südafrika treffen viele verschiedene Kulturen aufeinander und meisten werden, ich zitiere, nur die Unterschiede und nicht die Gemeinsamkeiten gesehen. Oft entstehen dadurch streitvolle Auseinandersetzungen.



Wir waren auch schon im Apartheidsmuseum, wo wir einige Stunden verbracht haben. Es ist sehr schön und informativ gestaltet und auch eine Nelson Mandela Ausstellung konnten wir uns anschauen.

Donnerstag (04.09.) Abend haben wir beim Outreach geholfen. Zuerst wurden Peanutbutter Sandwiches geschmiert, ein paar Liter Tee gekocht und dann sind wir auf die Straße zu den Obdachlosen gegangen, die nur mit ein paar Decken und evtl. einer Matratze im Park oder in dunklen Gassen die Nacht verbringen. Wir gaben ihnen Essen und Trinken und teilweise kam man mit ihnen auch ins Gespräch. Es war ein tolles Gefühl diesen Menschen zu helfen.

Gestern (07.09) waren wir dann mit dem Outreach-Team in einer englischen Gemeinde in Bryanston mit anschließendem "Frühlingsfest". Es spielte eine Band, es gab Lobpreis, eine Predigt und die Vorstellung neuer Jugendleiter. Danach ging es zum Picknick und Braai (Barbecue) auf einem wahnsinns Gelände! Es gab ein Fußballfeld, ein Volleyballfeld, eine Seilbahn, einen Pool und vieles mehr. Super war, dass noch zwei andere Freiwillige kamen und den Nachmittag zusammen auf dem Fest verbringen konnten.

Die Hinfahrt im Taxi



Der Countdown läuft...



Ein total schön angelegtes Gelände



Freizeitspaß ist garantiert!



4 Freiwillige und ein paar des Outreach-Teams (...super cooler Skatepark übrigens)




Super Truppe :)



Unser Fußballteam auf dem Fest  



Einen Überfall habe ich auch schon hinter mir. Plötzlich waren da 4 Männer (zwei mit einer Waffe), die uns eingekreist haben und Handys und Geld verlangten. Als ich einem der Männer mein Handy (Samsung für 10 Euro) geben wollte, ist es mir runtergefallen, das Backcover abgegangen und der Akku rausgefallen. Gut war, dass sie nur den Akku mitgenommen haben, so musste ich nur diesen neu kaufen. Einem anderen Freiwilligen wurde das Handy und der Geldbeutel geklaut. Es war zwar ärgerlich, aber wir nehmen es locker. Zum Glück ist nicht mehr passiert.

So insgesamt fühle ich mich hier gut aufgehoben und wenn wir Probleme haben können wir immer mit unserem Projektleiter reden.
Momentan bin ich noch hin und hergerissen, in welchem Projekt ich das Jahr über arbeiten will. Mich interessiert das Counselling aber auch das Computer Centre ziemlich. Beides kann man allerdings nicht machen. Da werde ich aber noch mit paar Leuten aus dem Projekt reden. Die werden mir sicher weiterhelfen.

Wer noch mehr wissen will, kann mir einfach eine Nachricht per Facebook, WhatsApp oder Mail schicken.


Liebe Grüße
Jonathan

P.S. Vielen Dank für die netten Grüße!