Tuesday, December 16, 2014

Weihnachtsgrüße

Liebe Familie, Freunde und Förderer,

bei mir ist es gerade 1:27 Uhr, der große Reiserucksack ist endlich gepackt und die Vorfreude steigt ins Unermessliche. Denn morgen geht es los mit unserer Weihnachtsreise. Das erste Ziel ist Kapstadt, wo ich auch meinen Geburtstag feiern werde. Anschließend fahren wir in den Tagen bis zum 30.12. die Küste entlang und haben uns das Surfen als Hauptziel gesetzt. Vor allem in Jeffreys Bay und Coffee Bay soll man super surfen können. Da freue ich mich schon riesig drauf. Silvester feiern wir in Durban und fahren danach noch auf das Kailager (Jugendlager). In den darauffolgenden Tagen werdet Ihr spätestens wieder etwas von mir hören.

Ich wünsche Euch eine schöne und besinnliche Restweihnachtszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2015.

Euer Jonathan

Monday, November 24, 2014

Mein erster Klient ist clean - Krüger National Park - Theater "War Horse - Kriegspferd"

Endlich finde ich mal wieder Zeit, um etwas in meine Blog zu schreiben.

Nachdem ich meinen letzten Eintrag geschrieben hatte, wurde mit recht bald ein eigener Klient im Counselling zugeteilt, um den ich mich in dem nächsten Monat kümmern sollte. Er war 17 Jahre und stand vor seinen Matricprüfungen (Abitur). Da er seit ca. 3 Jahren Marihuana rauchte, seine 15-jährige Schwester ebenfalls dazu verleitet hat und seine Mutter immer wieder in dieser Hinsicht anlog, war das Vertrauen gebrochen und die Beziehung zu seiner Mutter ziemlich schlecht.
Mein Chef im Counselling und ich hatten einige Gespräche mit ihm und auch mit seiner Schwester und Mutter, um die ganze Problematik verstehen und ihm weiterhin helfen zu können.
Wir machten einen Drogentest - er war positiv für THC (Wirkstoff des Marihuanas) - und planten ein Programm für ihn, das ihn von seiner schlechten Gewohnheit ablenken sollte. Zunächst haben wir ihn aufgeklärt, was sein Drogenkonsum mit ihm, seinem Körper und der Beziehung zu seiner Familie anrichtet. Er sagte, er wolle gerne aufhören, um mit seiner Mutter wieder zurechtzukommen und um sich besser auf sein Matric vorbereiten zu können. Ohne eine solche Einstellung ist es kaum möglich, einem Klienten aus der Sucht zu helfen.
Anschließend haben wir ihn ca. 2-3 Wochen mit dem Zusammenbauen eines Computers beschäftigt. Zuerst arbeiteten er und ich die Theorie durch und schließlich gingen wir ins Computer Center und bauten den PC Schritt für Schritt zusammen. Fast jeden Tag gab es einen kleinen Fortschritt und manchmal auch einen Rückschritt, wo wir überhaupt nicht wussten, warum der PC nicht mehr laufen wollte. Das alles hatte auch einen tieferen Sinn. Es war als Sinnbild zu seinem Leben zu verstehen. Wenn eine Komponente, so klein sie auch ist, nicht in Ordnung ist und anständig eingestellt ist, funktioniert das ganze System nicht. So war es auch mit seinem Leben. Ich erklärte ihm diesem Vergleich immer wieder und er verstand, was ich ihm damit sagen wollte. Generell verstanden wir uns echt gut und gingen ab und zu zusammen ins Jugendzentrum, um dort Schach zu spielen. Er entwickelte sich in diesem Monat von einem anfangs schüchternen zu einem aufgeschlossenen und freundlichen jungen Mann, der regelmäßig ins Jugendzentrum kam, um seine Zeit dort mit anderen Jugendlichen zu verbringen.
Als ein Monat dann vorbei war, stand der nächste Drogentest an. Er war NEGATIV! Ich war total froh, dass mein erster Klient clean ist und auch seine Mutter bedankte sich bei mir, dass ich geholfen habe, ihn von den Drogen wegzuholen und die Beziehung zu seiner Familie zu verbessern. Marihuana ist zwar im Gegensatz zu Nyaope, von dem viele unserer Klienten abhängig sind, eine recht harmlose Droge, von der man schnell wegkommen kann, wenn man es wirklich will. Man hat vielleicht das Bedürfnis wieder rauchen zu wollen, aber bekommt keine Entzugserscheinungen und wird krank. So ist es nämlich bei Nyaope. Wenn man versucht diese Droge abzusetzen, bekommt man heftige Magenkrämpfe und wird unfähig irgendetwas zu machen. Für sowas gibt es Rehabilitationszentren, die den Abhängigen bestimmte Medikamente gegen die Schmerzen verabreichen. Was auch noch ziemlich tragisch ist, ist dass viele schwangere obdachlose Frauen Nyaope rauchen und die Kinder schon im Mutterleid abhängig werden. Zum einen liegt es in den Genen, dass Kinder von Drogenabhängigen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, später auch abhängig zu werden und zum anderen kommen die Babys mit der Drogensucht der Mutter auf die Welt oder werden in der Stillzeit durch die Muttermilch abhängig.

Es gab noch zwei weitere eindrucksvolle Erlebnisse.

Eines Morgens war ich alleine im Counselling Office, weil mein Chef bei einem Meeting war. Es kam eine Frau in mein Büro, die ich vorher noch nie gesehen hatte, und sagte, sie habe ein Problem. Sie erzählte mir ihre komplette Lebensgeschichte mit allen Krisen und Problemen. Sie wurde immer emotionaler und weinte. Das zeigte mir, dass sie mir wirklich vertraute und dass sie mich als Counsellor ernst nahm. Für mich war das ein sehr wichtiges Zeichen. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und sie bedankte sich am Ende mit einem erleichterten Lächeln für das Zuhören und sagte, es gehe ihr schon besser. Ich freute mich, weil mir das zeigte, dass ich die richtige Arbeit gewählt habe.

An einem Donnerstag Abend beim Outreach waren wir mal an einem andere Spot, wo viele Obdachlosen unter Überdachungen von verschiedenen Shops ihre Nacht verbringen. Wir fanden einen Mann, der sich vor Schmerzen kaum bewegen konnte und uns mit einem qualvollen Gesicht ansah. Wir fragten, was los sei und er zeigte uns sein verwundetes Bein. Jeder von uns war schockiert, denn vor allem sein Fuß war dick angeschwollen, verkrustet und hatte einige offene Fleischwunden. Seine Freunde erzählten uns, was geschehen war. Vor ca. 9-12 Monaten sei er von hinten mit einem Messer in die Hüfte gestochen worden und die innere Blutung verursachte, dass das Blut in sein Bein gelangte und sich dort staute. Dazu kam noch eine Infektion, die alles schlimmer machte. Er sei auch schon im Krankenhaus gewesen, aber die Ärzte haben ihm nicht helfen wollen, weil er unangenehm gerochen habe.
Wir haben ihn den nächsten Morgen zusammen mit ein paar Leuten vom Outreach Team in das lokale Krankenhaus gebracht. Ich musste zur Arbeit, aber die anderen haben mir erzählt, dass sie 6 Stunden warten mussten und die Ärzte die meiste Zeit nur an ihren Handys waren und sich nicht wirklich um die Patienten kümmern wollten. Der Verletzte landete also den gleichen Tag wieder auf der Straße. Wir waren echt geknickt, weil wir ihm helfen wollten. Zum Glück wurde er dann in einem anderen Krankenhaus behandelt und einer von unserem Team kümmert sich regelmäßig um ihn.

Des Weiteren waren wir dieses Wochenende mit dem Counselling und zwei Klienten in der Nordwest Provinz Südafrikas in Emoyeni (einem buddhistisch meditativen Zentrum). Wow war das ein Unterschied zu Hillbrow. Total ruhig und idyllisch. Wir durften dort umsonst übernachten und essen, mussten aber dafür am Samstag 5 Stunden haufenweise Dornbüsche entwurzeln. Es war echt anstrengend, aber als Ausgleich gab es Samstag viermal eine halbe Stunde Meditation. So etwas hatte ich noch nie ausprobiert, aber es war total entspannend und insgesamt habe ich das Wochenende sehr genossen.

Dann waren wir noch auf einem Kids Week Camp, wo wir die anstehenden Kids Weeks (Kinderwoche für ca. 200 Kinder) vorbereitet haben. Unter anderem wurden Themen wie "Mein persönlicher Glaube", "Wie erzähle ich eine Geschichte?" und "Wie mache ich den Glauben für Kinder verständlich" angesprochen und diskutiert. Mein Projektpartner und ich hatte das Thema "Mein persönlicher Glaube" und da wir diese Einheit auf unserem Vorbereitungsseminar in Hermannsburg schon einmal hatten, nahmen wir einfach diese Fragen, übersetzten sie ins Englische und los ging es. Wir dachten, es hat ja auf dem Seminar so super funktioniert, dann wird das hier sicher auch so sein. Trugschluss! Unsere Fragen wurden teilweise nicht verstanden und anders ausgelegt. Wir stellten sie nach dem deutschen "Glaubensverständnis" - sie beantworteten die Fragen nach dem südafrikanischen "Glaubensverständnis".
"Was ist euch wichtiger, der persönliche Glaube oder die Gemeinschaft?" - Totale Katastrophe! Grund war, in Südafrika gibt es so etwas wie den persönlichen Glauben alleine nicht. In Deutschland kommt es durchaus vor, dass man an Gott glaubt, aber nicht in die Kirche geht. In Südafrika ist das unmöglich. Glaubt man an Gott, ist man immer in einer Gemeinde. Das konnten wir ja nicht ahnen, aber auch das gehört zu dem Leben in einem anderen Land dazu.

Vor ca. einem Monat haben mein Projektpartner, 2 andere ELM-Freiwillige und ich einen Trip nach White River gemacht. Dort wohnt ein anderer Freiwilliger, den wir besuchten und den folgenden Tag zusammen im Krüger National Park verbrachten. Was ein Tag!!! Für alle, die nicht wissen, was die Big 5 (Großen 5) Südafrikas sind: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Wir hatten eine Tour mit einem Ranger gebucht. Los ging es um viertel vor 5 morgens. Der Ranger führte uns durch den Park und brachte uns zu den besten Plätzen. Wir sahen tatsächlich alle Big 5, was wirklich selten ist und zu unserem Glück sahen wir das seltenste Tier der Big 5 - den Leoparden - sogar zweimal. Völlig happy aber auch erschöpft kamen wir dann nachmittags wieder in White River an und konnten es immer noch nicht glauben, so ein Glück gehabt zu haben.


Hier noch die besten Bilder dieses Tages













Am nächsten Tag waren wir dann noch bei einem Wasserfall und wollten zu verschiedenen bekannten Stellen wie Pilgrim's Rest und God's Window fahren. Leider blieb eines unserer Autos liegen und wir konnten unseren Plan nicht verwirklichen. Wir machten allerdings das Beste draus, genossen die Landschaft, dort wo wir liegen geblieben waren, und sahen einen wundervollen Sonnenuntergang.



Wenn das Auto liegen bleibt, erstmal ein Gruppenfoto machen.






Das letzte Highlight, wovon ich erzählen will, war das Montecasino Theater. Unser Hillbrow Theater hat super Verbindungen und konnte uns kostenlose Karten organisieren. Gespielt wurde "War Horse" (Kriegspferd), bei dem keine echten, sondern selbstgebaute Pferde eingesetzt wurden. Mehrere Menschen spielten ein Pferd und die Verhaltensnachahmung eines echten Pferdes war Weltklasse. Wie verhält sich das Pferd in welcher Situation? Das haben sich die Schauspieler in ihren Proben gefragt und sogar echte Pferde studiert und die anschließend umgesetzt. Ein paar Tage später kamen die Schauspieler noch zu uns ins Theater und wir hatten die Gelegenheit, ihnen Fragen zu stellen und ein bisschen zu plaudern.

Quelle: http://www.southafrica.net/blog/en/posts/entry/warhorse-comes-home-to-south-africa

Das waren soweit alle nennenswerten Erlebnisse der letzten Wochen. Ich hoffe Euch geht es gut im kalten Deutschland.

Einen guten Start in die Weihnachtszeit wünsche ich Euch!

Euer Jonathan

Wednesday, October 1, 2014

Highlights der letzten Wochen & Meine Arbeit - Das Counselling

Sanibonani!

...heißt ‚Hallo’ auf Zulu. So ein paar Fetzen kann ich schon sprechen. Auch wenn ich nicht so viel Zeit finde und mir das meiste selbst beibringe, ist es immer wieder toll die Locals auf Zulu begrüßen zu können. Das kommt hier echt gut an.

Mittlerweile läuft unser Leben hier recht gut geregelt ab und wir finden so langsam in den Arbeitsalltag hinein. Bisher war es ja eher ein Ausprobieren, welches Projekt und zusagt und welches nicht.

Vor 2 Wochen habe ich mich dann endlich entschieden, welche Arbeit ich übernehmen werde. Ich arbeite das nächste halbe Jahr im Counselling und mein Projektpartner führt es dann im letzten Halbjahr weiter. Ich werde dann voraussichtlich im Youth Centre und Computer Centre arbeiten.

Da ich von morgens 9 Uhr (manchmal auch 8 Uhr) bis nachmittags um 16 Uhr im Counselling bin (eine Stunde Mittagspause), bin ich sehr selten noch in anderen Projekten tätig.
Wofür ich mir allerdings Zeit nehme, ist das Fußballtraining. 2 Locals und ich trainieren Jungs im Alter von 8-12 Jahren und versuchen ihnen Fußball Skills aber auch Social Skills beizubringen, damit sie den respektvollen Umgang mit ihren Teamkameraden oder Gegenspielern lernen. Dazu gehe ich noch ins Fitnessstudio, wo wir schon viele nette Leute kennengelernt haben. Mein sportlicher Ausgleich kommt hier also nicht zu kurz.

Da ich in Zukunft auch Fahrdienste leisten soll, hatte ich auch schon eine Fahrstunde. Total komisch am Anfang! Man sitzt rechts, fährt auf der linken Straßenseite und man schaltet und blinkt mit links. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit lief es dann aber ziemlich gut, so dass ich bald schon alleine Leute mit dem Projektauto herumkutschieren darf.

Die Wochenenden verbringen wir meistens mit anderen Locals oder Freiwilligen. So waren wir vor 2 Wochen in Soweto bei den Orlando Towers. Das sind ehemalige Holzkohlekraftwerktürme, die aber für ein Freizeit-Action-Angebot umgebaut wurden. Wir haben den Free Fall Jump gemacht. Da fällt man ca. 40 Meter ohne Sicherung in ein Netz. Ein tolles Gefühl!







Nun aber noch ein paar Worte zu meiner Arbeit... Das Counselling, in dem ich seit ca. 2 Wochen arbeite, ist für mich eine große Herausforderung. Es kommen den Tag über einige Menschen mit Problemen zum Help Desk, wobei ich im Büro sitze und mit den Leuten rede. Wir versuchen ihnen weiterzuhelfen, indem wir sie zum Beispiel wichtige Telefonate führen lassen, ihnen Kleidung geben oder sie einfach mit Essen und Trinken versorgen. Freitag (26.09.2014) konnten wir einem Mann weiterhelfen, der gerne in einem Theater auftreten und seine Gedichte und Songs präsentieren will. Er bekam eine Zusage und hat sich riesig gefreut. Das ist schön zu sehen, in einer schwierigen und oft deprimierenden Arbeit. 
Neben dem Help Desk bin ich noch mit meinem Chef von Counselling bei einigen Meetings. Hauptsächlich geht es immer wieder darum, wie man den Menschen in Hillbrow helfen kann und wie man Jugendliche davon abhält auf die schiefe Bahn zu geraten.
Im Rahmen des Counsellings spielen wir jetzt jeden Monat einmal mit unserer Band in einem Meeting für Obdachlose. Sie kommen dort hin, um Wasser aufzufüllen, auf Toilette zu gehen und anschließend einen Film zu sehen oder eben an der Worship-/Praise-Einheit mit unserer Band, Gebet und einer ermutigenden Ansprache teilzunehmen.
Diese Arbeit passt super zu dem Outreach, zu dem wir donnerstagabends gehen. Dort sehe ich einige Leute vom Counselling wieder und kann ihnen neben Essen und Trinken auch ein offenes Ohr schenken. 
Es gibt für mich noch sehr viel zu lernen und da ist es hilfreich meinem Chef im Counselling einfach mal zuzuhören, um zu verstehen, wie er an verschiedene Probleme herangeht. Das ist wirklich bewundernswert, dass er eigentlich immer die richtigen Worte findet und gute Fragen stellt. Auch wenn es nicht einfach, freue ich mich den Menschen helfen zu können und auch mich selber dabei weiterzuentwickeln.

Weiterhin haben haben mein Projektpartner und ich am Dienstag (23.09.2014) im Boitumelo-Projekt ausgeholfen, das für das Museum über das Massaker in Boipatong verschiedene Stickereien und Vorhänge angefertigt hat. Wir haben beim Aufbauen mitgeholfen und uns anschließend das Museum angeschaut. 1992, also gegen Ende der Apartheid, gab es große Spannungen zwischen dem African National Congress (ANC) und der Inkatha Freedom Party (IFP), was zu einem Massaker führte. Ca. 300 Anhänger des IFP stürmten am 19. Juni 1992 das Township Boipatong und ermordeten 48 Menschen. Bis heute wird dieses Ereignis lieber totgeschwiegen, weil unter anderem Schwarze andere Schwarze in der Apartheid umgebracht haben. So kam es auch dazu, dass die Eröffnung des Museums einen Tag vor der Eröffnung abgesagt wurde, weil die Protestierenden keinen von der Regierung in Boipatong sehen wollten.

Es ist jeden Tag viel los und es gibt immer etwas zu tun. An manchen stressigen Tagen fehlt mir doch das idyllische Dorfleben, wo man z.B. einfach mal im Garten auf der Wiese entspannen kann. Nichtsdestotrotz genieße und schätze ich die Zeit hier und freue mich über die neuen Erfahrungen, die ich in Deutschland wohl nie sammeln würde.


Das waren soweit die Highlights der letzten Wochen.





Hier noch die super Aussicht von meinem Balkon :)




Machts gut bis zum nächsten Blog-Artikel!

Salani kahle - Auf Wiedersehen!

Monday, September 8, 2014

Counselling, Outreach, Theater, ein Überfall und Freizeitspaß

Über 3 Wochen bin ich nun schon in Hillbrow. Viel ist in den letzten zwei Wochen passiert. Ich versuche einfach mal die wichtigsten Ereignisse zusammenzufassen.

Im Moment arbeiten wir noch in verschiedenen Projekten der Outreach Foundation, da wir uns noch nicht entschieden habe, wo genau wir das Jahr über arbeiten wollen.
Sehr interessant war das Counselling. Das ist die Arbeit mit drogenabhängigen Jugendlichen und Erwachsenen. Drogen sind hier sehr billig und weit verbreitet. Das gilt vor allem für Nyaope (eine Mischung aus Marihuana, Heroin, Rattengift und anderen Stoffen). Mit dem Leiter des Counsellings haben wir besprochen, wie man vorgeht, wenn man Drogenabhängige aus dieser Umgebung herausholen und aus der Sucht befreien will. Zunächst wird geredet, um festzustellen, was das Problem und die Geschichte dahinter ist. Man versucht, den Abhängigen Mut zu machen und bestärkt sie darin, eine Therapie anzufangen. Schließlich sucht man noch einen Ort, wo sie wohnen können. Man wird nämlich nie aus der Sucht herauskommen, wenn man seine bezüglich Drogen sehr einflussreiche Umgebung nicht verlässt.
Anschließend waren wir noch bei Hotspots der Obdachlosen. Leider ist es dort sehr dreckig. Toiletten gibt es nicht und was das zur Folge, hat kann man sich ja denken. Drogen werden dort ständig konsumiert und so kommt es auch mal vor, dass manche handgreiflich werden und aufeinander losgehen. Denn diese Mixtur betäubt nicht nur, sondern kann auch aggressives Verhalten provozieren. Als wir bei dem Spot waren, wollte gerade eine Frau mit einer zerbrochenen Glasflasche eine andere Frau angreifen. Zum Glück wurde sie durch andere davon abgehalten.
Es ist eine sehr spannende, aber auch nervenraubende und manchmal auch frustrierende Arbeit, die sehr viel Kraft kosten kann.

Von Donnerstag (25.08.) bis Samstag (06.09.) war ich im Theater eingesetzt, denn das Inner City Highschool Drama Festival stand an und unsere Hilfe wurde gebraucht. Nach dem Saubermachen und Bilder aufhängen am Donnerstag ging es Freitag dann endlich los. Es traten vergangene Woche insgesamt 30 Schulen mit ihrer Theatergruppe auf. Das Festival ist ein Entwicklungsprogramm, bei dem verschiedene Missstände und Probleme Südafrikas thematisiert und auf lustige, ernsthafte oder emotionale Weise dargestellt wurden. Leider waren so gut wie alle Stücke teilweise auf Zulu, so dass es für uns unmöglich war, den gesamten Inhalt zu verstehen. Und ausgerechnet die Witze wurden nicht auf Englisch präsentiert. Das war etwas schade, aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen, diese  kreativen Performances mitzuverfolgen. Super war außerdem, dass ich mit der Jury zusammenarbeiten durfte. Ich hatte die Aufgabe, ihre Wertungen in eine Excel-Liste zu tippen und auszuwerten. Die Jury bestand aus sehr bekannten südafrikanischen Schauspielern, Moderatoren und Theaterregisseuren. Manche spielen in TV Serien mit oder einer ist Regisseur im bekannten Market Theatre in Johannesburg. Diese trafen wir auch noch auf einer Feier und kamen mit ihnen ins Gespräch.
Am meisten fasziniert haben mich aber die Themen und Fragen, die die verschiedenen Theaterstücke präsentierten. Es ging um Korruption, die eines der größten Probleme in diesem Land ist (Zitat: "Corruption is the price we pay for our democracy" - Korruption ist der Preis, den wir für unsere Demokratie zahlen). Denn die Polizei lässt für Geld Verbrecher gehen oder Politiker stecken mit großen Unternehmen unter einer Decke, lassen es sich gut gehen und das Volk muss beispielsweise viel Geld für Nahrungsmittel zahlen.
Weiterhin ging es um Vergewaltigungen, Homosexualität und interkulturelle Begegnungen. In Südafrika treffen viele verschiedene Kulturen aufeinander und meisten werden, ich zitiere, nur die Unterschiede und nicht die Gemeinsamkeiten gesehen. Oft entstehen dadurch streitvolle Auseinandersetzungen.



Wir waren auch schon im Apartheidsmuseum, wo wir einige Stunden verbracht haben. Es ist sehr schön und informativ gestaltet und auch eine Nelson Mandela Ausstellung konnten wir uns anschauen.

Donnerstag (04.09.) Abend haben wir beim Outreach geholfen. Zuerst wurden Peanutbutter Sandwiches geschmiert, ein paar Liter Tee gekocht und dann sind wir auf die Straße zu den Obdachlosen gegangen, die nur mit ein paar Decken und evtl. einer Matratze im Park oder in dunklen Gassen die Nacht verbringen. Wir gaben ihnen Essen und Trinken und teilweise kam man mit ihnen auch ins Gespräch. Es war ein tolles Gefühl diesen Menschen zu helfen.

Gestern (07.09) waren wir dann mit dem Outreach-Team in einer englischen Gemeinde in Bryanston mit anschließendem "Frühlingsfest". Es spielte eine Band, es gab Lobpreis, eine Predigt und die Vorstellung neuer Jugendleiter. Danach ging es zum Picknick und Braai (Barbecue) auf einem wahnsinns Gelände! Es gab ein Fußballfeld, ein Volleyballfeld, eine Seilbahn, einen Pool und vieles mehr. Super war, dass noch zwei andere Freiwillige kamen und den Nachmittag zusammen auf dem Fest verbringen konnten.

Die Hinfahrt im Taxi



Der Countdown läuft...



Ein total schön angelegtes Gelände



Freizeitspaß ist garantiert!



4 Freiwillige und ein paar des Outreach-Teams (...super cooler Skatepark übrigens)




Super Truppe :)



Unser Fußballteam auf dem Fest  



Einen Überfall habe ich auch schon hinter mir. Plötzlich waren da 4 Männer (zwei mit einer Waffe), die uns eingekreist haben und Handys und Geld verlangten. Als ich einem der Männer mein Handy (Samsung für 10 Euro) geben wollte, ist es mir runtergefallen, das Backcover abgegangen und der Akku rausgefallen. Gut war, dass sie nur den Akku mitgenommen haben, so musste ich nur diesen neu kaufen. Einem anderen Freiwilligen wurde das Handy und der Geldbeutel geklaut. Es war zwar ärgerlich, aber wir nehmen es locker. Zum Glück ist nicht mehr passiert.

So insgesamt fühle ich mich hier gut aufgehoben und wenn wir Probleme haben können wir immer mit unserem Projektleiter reden.
Momentan bin ich noch hin und hergerissen, in welchem Projekt ich das Jahr über arbeiten will. Mich interessiert das Counselling aber auch das Computer Centre ziemlich. Beides kann man allerdings nicht machen. Da werde ich aber noch mit paar Leuten aus dem Projekt reden. Die werden mir sicher weiterhelfen.

Wer noch mehr wissen will, kann mir einfach eine Nachricht per Facebook, WhatsApp oder Mail schicken.


Liebe Grüße
Jonathan

P.S. Vielen Dank für die netten Grüße!


Monday, August 25, 2014

Computer Center, Diskussionen und Youth Camp

Und weiter gehts:

Letzte Woche Mittwoch waren wir im Computer Center, was Ihr sicher schon an den Fotos gesehen habt. Wiseman erklärt Jugendlichen und Erwachsenen den Umgang mit dem PC. Sogar ich habe noch etwas gelernt. Nachmittags sind wir häufig im Youth Center (Jugendzentrum), wo einige Jugendliche aus Hillbrow hinkommen, um den Nachmittag mit Tischkicker, Pool und anderen Spielen zu verbringen und sich mit Freunden zu treffen.

Donnerstag Abend wäre normalerweise "Outreach" an der Reihe gewesen. Dabei verteilt man Decken und Essen an Obdachlose hier in der Umgebung. Doch an diesem Tag war Jim Wallis (US-amerikanischer evangelikaler Prediger, Politaktivist, Präsidentenberater, Buchautor und Dozent für Politik und Religion in Harvard) in Sandton (ca. und hat einen Vortrag mit anschließender Fragerunde gehalten. Es ging darum, wie Regierungsarbeit und Business die Armut hier im Lande mindern kann. Interessant war es allemal, jedoch recht schwer den englischen Fachgesprächen zu folgen. Das anschließende Catering war richtig lecker und wir waren froh, abends nicht noch kochen zu müssen.


Von Freitag bis Sonntag waren wir auf dem Youth Camp. Das ist ein Camp, wo sich alle Jugendleiter der Outreach Foundation treffen und sich über die momentane Situation in den Projekten unterhalten. Es ging unter anderem um Projektmanagement, Probleme in den Projekten, wie diese gelöst werden können und was verbessert werden sollte.

Wir konnten leider nicht so viel mitreden, aber es war interessant einen Überblick über die einzelnen Projekte und die weiteren Schritte zu kriegen. Johannes und ich sind jetzt auch im Music-Team und spielen voraussichtlich jeden Freitag im Youth Service (Jugendgottesdienst) mit.
In der freien Zeit haben wir Fußball gespielt oder uns den Football zugeworfen. Nochmal vielen Dank an Lukas, Lucky, Felix, Jana und Alex für das Geschenk. Der Football kommt hier oft zum Einsatz :)


Frühstück in der südafrikanischen Morgensonne



Das Grundstück war sehr schön angelegt. Viele Blumenbeete, verschiedene Sitzecken, einen Fußballplatz, eine super Aussicht und anderes hatte das Camp zu bieten




Die Youth Leader Crew




Heute (Montag) mussten wir morgens das Theater säubern. Das gehört scheinbar auch zu unseren Aufgaben hier. Also wird jetzt jeden Montag das Theater gesaugt und gefegt.
Nachmittags waren wir dann bei einem Theaterstück über Sexualität und Gesundheit. Momentan werden hier im Theater der Outreach Foundation solche Stück für Schüler/innen und andere Interessenten aufgeführt. Anschließend gibt es dann eine Diskussionsrunde.
Gerade eben waren wir bei einem Meeting des Outreach Teams, mit dem wir auch bei dem Vortrag von Jim Wallis waren. Unser Leiter hat morgen ein Meeting mit der Human Rights Commission und hat uns seine Vergleiche der südafrikanischen Verfassung mit der Situation in Hillbrow vorgestellt. Es ging vor allem um den Umgang mit Obdachlosen. Sie werden von der JMPD (Polizei von Joburg) festgenommen, vertrieben, ihre Decken werden entwendet und niemand kümmert sich wirklich um sie. Laut Verfassung stehen ihnen aber z.B. Wasser, Nahrung, Sanitäre Anlagen etc. zur Verfügung. Auch Drogen sind hier ein großes Problem. Meistens werden aber nur die Konsumenten verhaftet und wenn mal ein Dealer geschnappt wird, sind die Polizisten meistens so korrupt, dass sie ihn wieder frei lassen. Alle diese Missstände müssen geändert werden und es ist eine riesen Chance durch das morgige Treffen dem Ziel einen Schritt näher zu kommen.

Das waren soweit meine Erlebnisse der letzten Tage.

Macht's gut!

Euer Jonathan

Thursday, August 21, 2014

Ein paar Bilder...

Boitumelo (Kunstprojekt)

Hier haben wir verschiedene Figuren im Künstlerviertel Maboneng verteilt



 Und hier entstehen diese Kunstwerke







Computer Center

Wiseman, der Computer-Experte der Outreach Foundation, unterrichtet Jugendliche und Erwachsene den Umgang mit dem PC




Zum Tüfteln und Experimentieren gibt es noch den alten Computerraum, wo wir auch schon einige Zeit verbracht haben, um unser Internet zum Laufen zu bringen


Tuesday, August 19, 2014

Die ersten Tage in Hillbrow

Hey Leute,

da ich endlich Internet und Zeit habe, will ich euch mal kurz auf den neusten Stand bringen.

Als wir am Flughafen ankamen, wurden wir von ein paar Mitarbeitern der Outreach Foundation freundlich empfangen. Wir fuhren dann ein ganzes Stück, bis wir in Hillbrow waren. Das erste was mir auffiel, war, dass es ziemlich schmutzig und laut hier ist. Da haben wir uns aber recht schnell dran gewöhnt.
Einige Jugendliche waren vor unserem Haus und haben uns begrüßt. Viele sind sehr aufgeschlossen und vor allem die Mitarbeiter der Outreach Foundation helfen gerne und beantworten unsere vielen Fragen. Das Haus ist ein Mehrfamilienhaus mit verschiedenen Flats (Fotos werden noch folgen).

Am Freitag haben wir uns für das Fingerprint Gate angemeldet. Man kommt nämlich in der Regel nur mit Fingerabdruck in unser Wohngebäude hinein. Leider funktioniert das noch nicht richtig und wir müssen jedes Mal den Security-Typ bitten, dass er uns das Gate öffnet.
Dann haben wir noch eine Rundfahrt durch Joburg gemacht und sind abends zum Youth Service (Jugendkreis). Wir haben gesungen, eine Andacht gehört und zum Abschluss gab es Boerewors (richtig leckere Bratwurst).
Abends saßen Johannes und ich auf unserem Balkon, als es plötzlich einen Knall gab und man Scherben fallen hörte. Direkt vor unserem Haus waren zwei junge Männer in ein parkendes Auto gerast. Die Südafrikaner fahren generell abnormal für deutsche Verhältnisse. Da bremst kein Auto ab, wenn du über die Straße gehst. Aber zurück zur Story: Die beiden Männer sind einfach ausgestiegen und weggerannt. Ein Augenzeuge schnappte sich einen Stein und rannte einem der Männer hinterher. Das kaputte Auto wurde einfach von ein paar Leuten die Straße hinaufgeschoben. Vielleicht weil sie den Abschleppdienst nicht bezahlen wollten und sich über ein neues Auto freuten.

Samstag Morgen waren wir im Musikzentrum, wo Kindern und Jugendlichen verschiedene Musikinstrumente beigebracht werden. Johannes fühlte sich bei den Violinen und Bratschen ganz wohl und spielte sofort mit. Ich traf den Saxophon- und Blockflötenlehrer und schaute bei seinem Unterricht zu. Leider hat sich die Jazzband aufgelöst, weshalb hier momentan keiner Saxophon spielt. Aber das habe ich vor zu ändern :)
Nachmittags waren wir mit Mosa (eine freiwillige Mitarbeiterin, die bei uns im Haus wohnt) in Hillbrow und Braamfontein unterwegs. Sie zeigte uns, wo wir einkaufen können und wo wir am besten nicht hingehen sollten.
Abends war ein südafrikanischer Chor in dem Theater der Outreach Foundation. Bei dieser Musik kam richtiges Afrika-Feeling auf.

Am Sonntag gingen wir in den Gottesdienst hier auf dem Gelände. Dummerweise wussten wir nicht, wann es losgeht. Also sind wir nach dem Aufstehen erstmal runtergegangen und haben nachgefragt. Super, wir waren schon zu spät.. So saßen wir ohne was gegessen zu haben und ohne auf der Toilette gewesen zu sein in der Kirche, die zu allem Überfluss auch noch richtig kalt war. Umso mehr freute ich mich dann auf unser Mittagessen und meine Winterjacke.
Abends waren Mosa und Buhle bei uns und wir kochten Pab (Maisbrei) mit Spinat und Zwiebeln. War richtig lecker!

Montag ging die Arbeitswoche dann los. Wir halfen gestern und heute in dem Boitumelo-Projekt mit. Das ist ein Kunstprojekt, wo verschiedene Figuren oder Gegenstände für Ausstellungen gebastelt und verziert werden. Momentan ist in Maboneng (Stadtviertel von Joburg) eine Kunstwoche, wo wir gestern einige Figuren hingebracht und im Viertel verteilt haben.
Danach haben wir endlich das Internet zum Laufen gebracht und abends mit einigen Locals in unserer Wohnung gechillt und uns über Hillbrow, Hobbys und andere Sachen unterhalten, um uns besser kennenzulernen.

Das war's erstmal von mir. Ich werde die nächsten Blog-Einträge wahrscheinlich nicht täglich schreiben.

In den nächsten Tagen sind wir im Computer Center, Theater, Counselling und Youth Camp.
Davon werde ich dann in ca. einer Woche berichten.

Liebe Grüße aus Hillbrow, bis bald :)

Infos und Fotos über aktuelle Aktionen gibt es auch unter https://www.facebook.com/OutreachFoundation

Wednesday, August 13, 2014

Von uns an Dich

Da wir dich alle unendlich viel vermissen werden, dachten wir uns, dass wir dir einen Blog erstellen.
So kannst du deine Familie und deine Freunde immer auf dem Laufenden halten und uns ein Stück von deinem neuen Leben in Südafrika preisgeben, was es uns so weit weg von dir eindeutig leichter machen wird.

Wir wünschen dir alles erdenklich Gute und freuen uns, von dir zu hören.
Pass auf dich auf, Jonathan

Lucky, Lukas, Felix und Jana